Zum Abschluss der Ausstellung  „#beziehungsweise : jüdisch-christlich – näher als du denkst“ im Lingener Lookentor kamen auf Einladung des Forums Gäste aus Hannover und aus Osnabrück. Musikalisch begeisterte der Kantor der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, Baruch Chauskin, im Café Wintering mit synagogalen und weltlichen Liedern. Besonders beeindruckend der Psalm 150 „Halleluja“ auf hebräisch mit der Musik von Leonhard Cohen. Chauskin begleitete sich selbst auf der Gitarre.

Baruch Chauskin begeisterte die Gäste. Fotos: Simon Göhler

Baruch Chauskin begeisterte die Gäste. Fotos: Simon Göhler

Prof. Dr. Ursula Rudnick, Hochschullehrerin für evangelische Theologie an der Universität Hannover, ging in ihrer Ansprache auf Antisemitismus und Kirche ein. Sie erinnerte daran, dass die Kirchen jahrhundertelang Juden verfolgt haben. „Die Kirche hat die jüdischen Geschwister herabgesetzt und verraten, als sie in Not waren, insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus, als Juden in Deutschland und Europa verfolgt und ermordet wurden.“

Ursula Rudnick bei ihrem engagierten Vortrag

Auf die aktuelle Lage eingehend führte Rudnick, die an der Konzeption der Ausstellung beteiligt war, aus: „Seit dem 7. Oktober 2023 hat sich die jüdische Weltwahrnehmung tiefgreifend verändert. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel, dem angerichteten Massaker und dem Antisemitismus, dem jüdische Gemeinden und Juden in vielen Ländern der Welt ausgesetzt sind und so auch in Deutschland, ist eine neue Zeit angebrochen.“ Es gebe keine Rechtfertigung für Judenhass. Jeder Versuch, das Massaker vom 7. Oktober zu relativieren, sei Antisemitismus. Man müsse auch und vor allem zuhören, wie es Jüdinnen und Juden in dieser Zeit des zunehmenden Judenhasses gehe. Rudnick forderte eine Theologie, für die gelte: „ Antisemitismus ist Gotteslästerung!“

Der Vorsitzende des Forums, Simon Göhler, erinnerte in seiner Begrüßungsrede an eine Textstelle des Talmud, des jüdischen Lehrwerks. Dort heiße es: „Da der Mensch nun aber erschaffen sei, soll er seine Geschichte bedenken und sein Tun in der Zukunft.“ Für Göhler sind damit Zukunft und Erinnerung untrennbar miteinander verbunden. „Nur durch das Bedenken der eigenen Geschichte können wir unser Tun in der Zukunft gestalten.“ Es reiche nicht, nur der Vergangenheit zu gedenken. „Die Ausstellung im Lingener Lookentor ist ein Beitrag zur Gegenwart des jüdisch-christlichen Dialogs gewesen.“ In vielen Gesprächen mit interessierten Passanten sei die Geschichte von Christentum, Judentum und die gemeinsame Verantwortung für ein friedliches Zusammenleben der Religionen thematisiert worden.

Dr. Walter Höltermann, der als Stellvertretender Vorsitzender des Forums die Ausstellung maßgeblich organisiert hatte, dankte dem Management der mall und dem Café Wintering für die Kooperation und die Unterstützung. Der ungewöhnliche Ausstellungsort sei gewählt worden, um auch Menschen anzusprechen und zu erreichen, die nicht den Weg zu einem Museum oder einer Schule gesucht hätten.