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Eine Unterrichtsstunde der besonderen Art erlebten diese Woche Lingener Schüler: Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit besuchten sie die Gedenkstätte Jüdische Schule in Lingen und erfuhren Einzelheiten über die Kultur und Rituale der Juden.

Inessa Goldmann von der jüdischen Gemeinde Osnabrück führte die Jugendlichen zusammen mit Johannes Wiemker vom Forum Juden-Christen in die Besonderheiten des jüdischen Glaubens ein.

„Wir befinden uns schon im Jahr 5766“, erklärte Frau Goldmann den Schülern des Kurses Katholische Religion des neunten Jahrgangs der Gebrüder-Grimm-Schule. Denn der jüdische Kalender beginne bereits mit der Erschaffung des ersten Menschen.

Der jüdische Glauben verlange, jeden Tag mit einem rituellen Händewaschen zu beginnen. „Duschen sollte man aber trotzdem noch!“, warf Johannes Wiemker schmunzelnd ein.

Zum Gebet tragen jüdische Männer einen Gebetsmantel, den so genannten Tallit. Dazu umwickeln sie sich einen Arm und den Kopf mit je einem Tefillin, ledernen Gebetskapseln, die Pergamentstreifen mit Stellen aus der Tora enthalten. „So zeigt man, dass man den Glauben im Geiste und im Herzen trägt“, erklärte Wiemker, als er den Tallit und die Tefillin anlegte.

Auch die Schüler konnten etwas anprobieren: die Kippa, die traditionelle Kopfbedeckung der jüdischen Männer, was nach anfänglicher Scheu und Heiterkeit auch alle Jungen taten.

„Und hier seht ihr den heiligsten Gegenstand im Judentum“, sagte Frau Goldmann und zeigte den Schülern die aufwändig gestaltete Tora. Die staunenden Besucher erfuhren, dass es bis zu einem Jahr dauern kann, eine der sehr teuren heiligen Schriften herzustellen. „Die Tora ist für uns ein richtiger Schatz“, lächelte Frau Goldmann.

Dann berichtete die Jüdin vom Sabbat: „Man schottet sich ab von allem Stress. Es gibt kein Fernsehen oder Internet an diesem Tag, jegliche Arbeit ist verboten.“ Am Sabbat verbringt man Zeit mit seiner Familie und betet.

Sie sprach auch über das Chanukka-Fest. Es geht zurück auf die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels, bei der es nur genug Öl gab, um das Licht für einen Tag brennen zu lassen. Durch ein Wunder habe das Öl jedoch für acht Tage gereicht, woran heute noch die acht Arme des Chanukka-Leuchters erinnern.

Nach rund 45 Minuten mussten die Jugendlichen dann Abschied nehmen, hatten aber eine Menge gelernt. „Das behalten die Schüler, gerade wenn es so schön anschaulich präsentiert wird“, dankte Lehrer Wolfgang Koch den beiden Referenten.

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