Israels stellv. Botschafter zu Gast
Lingen (bm)
Eher enttäuschend für die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Georgianum verlief der Besuch des stellvertretenden Botschafters des Staates Israel, Mordechay Levy. Grund: Der Gast aus Berlin ließ den jugendlichen nur ganze fünf Minuten, um mit ihm über die aktuelle Politik Israels und Palästinas zu diskutieren.
Nach einer kurzen Begrüßung durch den Ersten Kreisrat Reinhard Winter und dem Schulleiter des Georgianums, Oberstudiendirektor Heinz Buss, nutzte Levy die verbleibenden 40 Minuten, um zum einen sein Bild Deutschlands im nahen Ausland darzustellen und zum anderen, die Politik Israels gegenüber seinen arabischen Nachbarn und insbesondere Palästinas verständlich zu machen, was allerdings auf viel ‚ Unverständnis stieß.
Beim anschließenden Empfang durch den Zweiten Bürgermeister, Günter Lobenberg, und den Fraktionsvorsitzenden Werner Schlarmann (CDU) und Hajo Wiedorn (SPD) und der CDUStadtverbandsvorsitzenden, Swenna Vennegerts, im historischen Rathaus betonte Lobenberg, dass zu den wichtigen Bestandteilen des Kulturlebens auch die Aufarbeitung jüdischer Geschichte gehöre.
So erinnerte der Zweite Bürgermeister. daran, dass zu Beginn der 30er Jahre 53 Bürgerinnen und. Bürger jüdischen Glaubens in Lingen gelebt hätten. Dabei sei es in den ersten Jahren der Nazi-Herrschaft leider nur wenigen die Emigration in ein sicheres Aufnahmeland gelungen. Die meisten seien deportiert und ermordet worden. Lediglich Ruth Heilbronn habe das KZ überlebt.
Lobenberg: „In Lingen hat man sich mit diesem dunkelsten Kapitel der Stadtgeschichte lange nicht auseinander gesetzt.“ Erst nach und nach habe sich ein kritisches Bewusstsein eingesetzt, und seit Mitte der 70er Jahre sei aktiv mit der Aufarbeitung der schrecklichen Zeit in der Stadt an der Ems begonnen worden.
Dazu beigetragen hätten mit hohem persönlichen Engagement die Mitglieder des Forums Juden-Christen, Stadtarchivar Dr. Ludwig Remling und weitere enga gierte Bürgerinnen und Bürger. Lobenberg: „Der schwierige Prozess der Aufarbeitung ist bis heute nicht abgeschlossen und kann es wohl im Hinblick auf jedes ein zelne furchtbare Schicksal nicht sein.“ Aber die intensive Auseinandersetzung mit dieser Zeit habe die Stadt und viele Menschen, die hier lebten, geprägt.
Mit dem Aufbau der jüdischen Schule als Gedenkort habe die Stadt Lingen ein deutliches Signal wider das Vergessen gesetzt.