Das „Forum Juden-Christen Altkreis Lingen“ gewinnt langsam wieder Boden unter den Füßen. Nachdem der alte Vorstand in finanzieller Hinsicht einen Scherbenhaufen hinterlassen hatte, ist es dem neuen unter dem Vorsitz von Dr. Walter Klöppel gelungen, wieder handlungsfähig zu werden.
In einer Versammlung des Forums im Gemeindehaus der Trinitatis-Kirchengemeinde ging es aber nicht nur ums Geld, sondern auch um die weitere Konzeptarbeit des Vereins, in dem sich derzeit 57 Mitglieder engagieren.
Im März dieses Jahres hatten Dr. Klöppel und die weiteren Vorstandsmitglieder, Bernhard Neuhaus und Dr. Heribert Lange als stellvertretende Vorsitzende, Schriftführer Heiner Schüpp, Kassierer Jürgen Duis und Besitzer Godehard Ritz, ihre Arbeit aufgenommen. Vor ihnen stand ein schier unüberwindlicher Schuldenberg von fast 127000 Euro, den der alte Vorstand insbesondere durch das Projekt „Jüdisches Bethaus“ in Freren aufgetürmt hatte.
Wie Kassierer Jürgen Duis in der Versammlung erläuterte, ist es inzwischen gelungen, die Verbindlichkeiten auf die Summe von 11400 Euro zu drücken. Dr. Klöppel hatte in Verhandlungen mit dem Hauptgläubiger erreicht, dass dieser auf einen erheblichen Teil seiner Forderungen verzichtete. „Wir hoffen, dass wir bis zum Ende unserer Amtszeit in drei Jahren die Schulden abgetragen haben“, sagte Klöppel.
Der Vorstand machte deutlich, dass mit ihm ein neuer Stil die Arbeit des Forums prägt. „Es gibt keine einsamen Entscheidungen mehr“, unterstrich Schüpp. Die Mitglieder würden voll in die Überlegungen des Vorstands eingebunden.
So auch in der Versammlung, wo es grünes Licht für die Zielsetzung des Vorstandes gab, die regionale Einbindung des Forums und des Gedenkortes Jüdisches Bethaus hervorzuheben. Ein über die hiesigen Grenzen hinausstrahlendes Begegnungs- und Forschungszentrum im Bethaus zu schaffen, wie es der alte Vorstand geplant habe, würde das Forum sowohl in finanzieller, als auch personeller Hinsicht völlig überfordern, betonte Klöppel. Der alte Vorstand sei außerordentlich aktiv gewesen, habe aber in den Jahren 2002 bis 2004 für die laufende Geschäftstätigkeit ein Vielfaches dessen ausgegeben, was an Beiträgen eingenommen worden sei. „Das geht nicht. Unsere Aktivitäten müssen durch die Einnahmen gedeckt sein“, sah Dr. Klöppel in der Solidität die Richtschnur seines Handelns.
Der Verein will, was seine inhaltliche Arbeit anbelangt, die einzigartige Rolle des Hauses als Gedenkort hervorheben. Dazu wird Lothar Kuhrts Teile seiner in der Alten Molkerei befindlichen Geschichtswerkstatt, die sich mit der Geschichte der Frerener Juden beschäftigt, in das Haus in der Grulandstraße bringen.
Die Hausverwaltung hat die Stadt Freren übernommen. Damit verbunden sei auch die Verwaltung der Mietwohnung im Gebäude, erläuterte Godehard Ritz. Die Kommune würde dem Forum dadurch viel Arbeit abnehmen, dankte Dr. Klöppel dem Frerener Verwaltungschef.
Wichtig sei es, das Jüdische Bethaus nicht nur als touristischen Anziehungspunkt, sondern auch als Ort des Betens zu erleben, hieß es in der Runde. Lothar Kuhrts erinnerte an ein Versprechen des verstorbenen Osnabrücker Rabbiners Marc Stern, drei- bis viermal im Jahr jüdische Gottesdienste dort abzuhalten.
Die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten, die Beschäftigung mit dem Judentum aber nicht auf den zwölfjährigen Horror durch den Nationalsozialismus zu begrenzen, bleibt auch künftig die zentrale Aufgabe des Forums.
Und eine weitere kommt hinzu, wie der zweite Vorsitzende Bernhard Neuhaus mahnte: „Wir müssen unbedingt junge Leute in unsere Arbeit einbinden, damit diese eines Tages nicht versandet“, sagte Neuhaus.