Zum ersten Lehrhausgespräch der neuen Saison konnte Simon Göhler Michael Grünberg begrüßen. Grünberg ist nicht nur Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, sondern auch Stellvertretender Vorsitzender des niedersächsischen Landesverbandes der jüdischen Gemeinden und Direktoriumsmitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland.
Die ZuhörerInnen im vollbesetzten Saal des Pfarrzentrums der katholischen Bonifatiusgemeinde konnten sich nicht nur über die etwa 1000 Mitglieder zählende Gemeinde, sondern auch über die Unterschiede der religiösen Orientierungen jüdischer Menschen informieren. So entstand das liberale Judentum im 19. Jahrhundert in Deutschland. Aus dem osteuropäischen Chassidismus entstand das ultra- orthodoxe Judentum, dessen mittelalterliche Kleidung medial ebenso häufig wie irreführend als Illustration jüdischen Lebens genutzt werde.
Die jüdische Gemeinde in Osnabrück ist modern-orthodox orientiert. Grünberg berichtete über die einzuhaltende Schabbat – Ruhe und die Bedeutung der Thora, die im wesentlichen dem „Alten“ christlichen Testament entspricht.
Humorvoll berichtete der Referent über einzuhaltende Speisevorschriften. Ob ein Lebens- oder Genussmittel „koscher“ ist, zeigt ihm eine App auf seinem Handy an. Grünberg erinnerte daran, dass es auch im Christentum solche Vorschriften gebe. So sei es in seiner Kindheit in Sögel üblich gewesen, dass Christen am Freitag kein Fleisch essen.
Ernst wurde die Stimmung im Saal, als Grünberg auf eine entsprechende Publikumsfrage zum Krieg gegen Israel Stellung nahm. Er erinnerte an die Massaker der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober 2023, als über tausend Menschen ermordet und mehr als 200 Geiseln verschleppt wurden, von denen viele ermordet wurden. Aus dem Libanon terrorisiere die ebenso wie die Hamas vom Iran unterstützte Hisbollah die israelische Bevölkerung. Innenpolitisch warnte Grünberg vor der Gefährdung der Demokratie durch die rechtsextremistische AfD.
Simon Göhler dankte für den Vortrag und die engagierte Diskussion mit Schokolade (App: koscher, milchig), Angela Prenger mit einem „Schalomstein“ von Josef Möddel.