Drei 4. Klassen der Lingener Overbergschule und die Klasse 4a der Paul-Gerhardt- Schule ließen sich im Gedenkort Jüdische Schule über das Judentum informieren. Mehr als 80 Schülerinnen und Schüler machten jeweils viel Lärm bei der Esther-Geschichte, die Monika Stadje von der Jüdischen Gemeinde Osnabrück erzählte.

Monika Stadje (li) und Ruth de Vries vom Osnabrücker Verein „Judentum begreifen“ informierten über die jüdische Religion. Fotos: fwp
Anlass der lautstarken Proteste war der Name „Haman“. Der persische Großwesir hatte dem biblischen Buch Ester zufolge die Ermordung aller Juden geplant, weil er sich nicht genügend respektiert fühlte. Die Königin Esther, die dem König von dem Mordplan erzählte, vereitelte den geplanten Völkermord. Schließlich wurde Haman hingerichtet, die Juden waren gerettet. Jedes mal, wenn der Name Haman fiel, drehten die Kinder lautstarke Rasseln. Auf diese Weise begehen auch jüdische Kinder das Fest „Purim“, das alljährlich an die Rettung erinnert.
Zum Abschluss der Geschichte bekamen die Schülerinnen und Schüler ein Kleingebäck in dreieckiger Form, die an den Hut Hamans erinnern soll. Ruth de Vries, ebenfalls von der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, die Wurzeln im emsländischen Lathen hat, ermunterte teilnehmende muslimische Kinder erfolgreich zum Genuss des Gebäcks. Es sei „halal“, weil es „koscher“ sei. Halal bedeutet auf arabisch „erlaubt“, koscher (hebr.) ist „rein“. Ruth de Vries und ihre Kollegin kamen so mit muslimischen Kindern ins Gespräch, wobei sich viele Gemeinsamkeiten bei den Speisevorschriften ergaben.
Das Angebot „Judentum begreifen“ des Forum Juden-Christen findet nach Möglichkeit in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde Osnabrück statt, oft mit Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen. Angela Prenger, stellvertretende Vorsitzende des Forums und verantwortlich für diesen Arbeitsbereich des Forums, freut sich über das Interesse von Grundschulen: „Man sollte in der Erinnerungsarbeit und im interreligiösen Dialog in der Grundschule beginnen.“ Dies sei wichtig, um Judenhass vorzubeugen. Zehnjährige verfügten über ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl und verurteilten das Mobbing, das jüdische Kinder erleben mussten, bis die Nazis ihnen 1938 den Besuch öffentlicher Schulen verboten.