Ein Religionskurs der Lingener Friedensschule ließ sich im Gedenkort Jüdische Schule über das untergegangene jüdische Leben in Lingen informieren. Angela Prenger, im Forum für das Projekt „Judentum begreifen“ zuständig, ging auf die Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 ein. Die Synagoge in Lingen wurde unter großen finanziellen Opfern der Jüdischen Gemeinde erbaut und 1878 eingeweiht. Das Gotteshaus wurde wie fast alle Synagogen in Deutschland und Österreich von den Naziterroristen vernichtet.
Wohlhabende jüdische Männer, die die Nazis ausrauben wollten, wurden in der Pogromnacht festgenommen und ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar verschleppt. Einer der Männer, die im KZ furchtbare Qualen erlitten, war Bendix Grünberg, der 1942 im KZ Riga ermordet wurde, wie später auch seine Frau Marianne und seine Tochter Gerda im KZ Stutthoff bei Danzig. Überlebt hatte der kleinere Bruder von Gerda, Bernhard Grünberg.
Angela Prenger, die gemeinsam mit Friedhelm Wolski-Prenger eine Biografie über den 1923 geborenen Bernhard verfasst hat, stellte die glückliche Kindheit, das Mobbing durch Hitlerjungen, die ihn zwangen, 1937 das Gymnasium Georgianum zu verlassen und seine Rettung durch einen „Kindertransport“ am 13. 12. 1938 dar. Grünberg konnte sich in Großbritannien als Landarbeiter durchschlagen. Er kam 1986 auf Einladung der Stadt Lingen zurück, wurde wichtiger Zeitzeuge in Schulen und erhielt 1993 die Ehrenbürgerwürde der Stadt.
Die Achtklässler der Friedensschule hörten gebannt zu. Eine Schülerin meldete sich und teilte mit, dass sie in der Bernard-Grünberg-Straße wohne, bisher aber nichts über den Namensgeber gewusst habe.
In einem Suchspiel im Garten der Erinnerung des Gedenkortes konnten die Schülerinnen und Schüler das Gehörte vertiefen und sich über den „Familienstein“ zu Ehren der ermordeten oder vertriebenen jüdischen Bürger Lingens informieren. Zu dessen Enthüllung war Bernhard Grünberg erstmals nach seiner Vertreibung 1938 in seine Geburtsstadt zurückgekommen.
Schülerinnen und Schüler der Friedensschule werden sich bei der Gedenkfeier am 9. November am Gedenkort Jüdische Schule mit Redebeiträgen beteiligen.