Am 22. März 1923 wurde der spätere Ehrenbürger der Stadt, Bernhard Grünberg, in Lingen geboren. Seinem Wunsch gemäß wurde er im April 2021 auf dem Jüdischen Friedhof beigesetzt.
Sein Anliegen war immer, über das Schicksal seiner von den Nazis ermordeten Familie zu berichten. Daher ehrte das Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. ihn mit einer Führung des Forums – Vorsitzenden Simon Göhler auf dem Jüdischen Friedhof.
An der Führung nahmen Beamte der Polizeiinspektion Emsland-Grafschaft / Bentheim und zwei enge Freundinnen Grünbergs teil. Eigens aus Großbritannien angereist war Leonie Edgell, die von Elisabeth Spanier (Lingen) begleitet wurde.
Die Stellvertretende Forums – Vorsitzende Angela Prenger erinnerte im Schwerpunkt der Führung am Gedenkstein für die ermordeten Eltern und die Schwester Grünbergs an die Verbrechen der Nazis und an das Überleben Bernhards durch einen „Kindertransport“. Er sah seine Familie nach seiner Abreise nach England als 15-Jähriger 1938 nie wieder. „Aber man kann nur mit Hoffnung leben“, zitierte Prenger Bernhard Grünberg.
Die Polizeibeamten waren im Rahmen einer „Demokratiewoche“ der Polizeidirektion Osnabrück einen ganzen Morgen unter dem Titel „Jüdisches Leben in Lingen“ Gäste des Forums. Unter Leitung von Polizeioberrat Robert Raaz und dem Organisator, Kriminalhauptkommissar Andreas Hüsken, ließen sich die Polizistinnen und Polizisten zunächst über den Vorplatz des Gedenkortes Jüdische Schule („Synagogenplatz“) sowie die Gedenksteine für die vernichtete Synagoge und die Lingener jüdischen Familien informieren.
An der von ihm geschaffenen Büste der jüdischen Philosophin Hanna Arendt berichtete der Lingener Künstler Peter Lütje über Arendts berühmte Schrift „Eichmann in Jerusalem“.
Simon Göhler stellte die Geschichte der Jüdischen Schule vor, die im Gegensatz zur zerstörten Synagoge erhalten blieb. Im Gedenkort erinnerte Dr. Friedhelm Wolski-Prenger an den Berliner Polizeibeamten Wilhelm Krützfeld, der in einer mutigen Aktion gemeinsam mit seinen Beamten des von ihm geleiteten 16. Berliner Polizeireviers in der Pogromnacht am 9. November 1938 die Zerstörung der Neuen Synagoge verhinderte. Heute beinhaltet das imposante Gebäude das Museum „Centrum Judaicum“.
Zum Abschluss des Vormittags besuchte die Gruppe die „Stolpersteine“ der Familie Herz an der Wilhelmstraße und die Stolpersrteine vor der Georgstraße 12, die an die ermordeten Familienangehörigen von Bernhard Grünberg erinnern. Besonders beeindruckt waren die Polizeibeamten vom Schicksal des kleinen Nico de Jong, der im Alter von zwei Jahren ermordet wurde. PM
Elisabeth Spanier, Leonie Edgell und Angela Prenger am Grab-/ Gedenkstein für Bernhard Grünberg und seine Familie. Foto: fwp.
Am Gedenkstein für Marianne, Bendix und Gerda Grünberg, zugleich Grabstein für Bernhard Grünberg. Foto: fwp
Polizeibeamtinnen und Vorstandsmitglieder des Forum Juden-Christen Altkreis Lingen e.V. Foto: fwp
Simon Göhler berichtet über die Familie Herz. Zuvor hatten die PolizeibeamtInnen den Gedenkstein für Jeanette Herz und ihre Famiile auf dem Jüdischen Friedhof besucht. Foto: fwp